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Lesetipp







        Die Geschenke meiner Mutter //////////////////




        Die Autorin, Cecilie Enger, Jahr-   zehnte hinweg gewissenhaft alle     Außerdem konnte ich miterle-
        gang 1963, studierte Geschichte,    Weihnachtsgeschenke       notiert   ben, wie der langsame Abschied
        Norwegisch und Journalismus         hat, die in der Familie ausge-      von einem an Alzheimer er-
        und arbeitet als Journalistin bei   tauscht wurden.                     krankten  Menschen  verlaufen
        einer der führenden norwegi-        Mit den Gaben werden Erinne-        kann, mit dem großen Problem,
        schen Zeitungen. 1994 legte sie     rungen an geliebte Menschen         dass die gewohnte Kommuni-
        ihr Romandebüt vor, das mit         wach,     an    Familiendramen,     kation nicht mehr stattfinden
        dem  Nota-Bene-Buchpreis  aus-      Schicksalsschläge, aber auch gro-   kann, dass das gewohnte Fragen,
        gezeichnet wurde. "Die Geschen-     ße Momente des Glücks.              Erzählen, Klären, gemeinsam
        ke meiner Mutter" ist ihr siebtes   Das Buch hat mich beim Lesen        Erleben abbricht und es  so für
        Buch,  wurde  für  den  Kritiker-   selbst beschenkt:                   manches zu spät wird, obwohl
        preis nominiert, mit dem Buch-      Ich  durfte  miterleben,  wie  Ge-  der andere noch lebt.
        händler-Preis ausgezeichnet und     schenke  über  Jahre  in  dieser
        war ein Bestseller in Norwegen.     Familie  Beziehungen  gestaltet     Agnes May
                                            haben und wie durch die Ge-
        Cecilies  Mutter  ist  an  Alzhei-  schenkelisten später die Erin-
        mer erkrankt. Als sie schließlich   nerungen an Stationen der Fa-
        im Pflegeheim versorgt werden       miliengeschichte mit den ganz
        muss, verkaufen die Geschwister     unterschiedlichen dazugehöri-
        das Elternhaus.                     gen Menschen lebendig wurden
        Beim Ausräumen findet Cecilie       und die Autorin auf das eigene
        in einer Schublade Zettel, auf      Aufwachsen in dieser Familie zu-
        denen die Mutter über vier Jahr-    rückblicken konnte.




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