Page 36 - Gehaltvoll 8.2
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Diese Schenkerfahrung liegt nun
                                                                                schon  Jahre  zurück.  Meine  Frau
                                                                                wurde 40.
                                                                                Ich hatte mir vorgenommen, für
                                                                                sie eine Art Gästebuch zu erstellen,
                                                                                einen Ordner, zu dem die „Gäste“
                                                                                ihres Lebens einen Geburtstagsgruß
                                                                                beitragen konnten.
                                                                                Mit „Gäste“ meinte ich all die Men-
                                                                                schen, die in den vierzig Jahren
                                                                                ihr Leben betreten hatten, wie die
                                                                                Sandkasten-Freundin, wie Lehrer
                                                                                und Mitschüler usw.
                                                                                Zunächst brauchte ich dazu Verbün-
                                                                                dete, vor allem ihre Mutter und die
                                                                                Geschwister, die mir Informationen
                                                                                liefern und als Kontaktpersonen tä-
                                                                                tig werden konnten. Dann brauch-
                                                                                te ich einen Plan, wie ich die ganze
                                                                                Korrespondenz an ihr vorbeischleu-
                                                                                sen konnte (E-Mail gab es damals
                                                                                zwar schon, aber es war noch nicht
                                                                                so selbstverständlich wie heute).
                                                                                Ich weiß heute nicht mehr, wie
                                                                                das alles geklappt hat und wie ich
                                                                                auch Beiträge aus der „fernen“ Ver-
                                                                                gangenheit meiner Frau sammeln
                                                                                konnte.Je näher der Geburtstag
                                                                                kam, umso mehr stieg meine Vor-
                                                                                freude. Und dann war es soweit:
                                                                                Das „Gästebuch“ lag unter einem
                                                                                Berg von Geschenken und kam
                                                                                endlich an die Reihe, ausgepackt
                                                                                zu werden.
                                                                                Anfänglich schwieg sie noch, als sie
                                                                                zu blättern begann, nur ihre Augen
                                                                                und der Gesichtsausdruck zeigten
                                                                                immer  mehr  Erstaunen,  als  sie
                                                                                langsam begriff, um was es in die-
                                                                                sem Ordner ging.
                                                                                Tauchten  dann  Beiträge  aus  der
                                                                                Kindheit auf, wie der von ihrer
         Noch heute Freude                                                      Grundschullehrerin, dann entfuh-

                                                                                ren ihr schon Worte wie „das kann
                                                                                doch nicht wahr sein“.
         - Meine besondere                                                      Um es kurz zu machen, das Ge-
                                                                                schenk war ein Volltreffer.
                                                                                Aber warum ich es als Beispiel für
                                                                                meine besondere Schenkerfahrung
                                                                                nehme, liegt vor allem daran, dass
         Schenkerfahrung                                                        es auch heute, nach „vielen“ Jahren,
                                                                                wenn wir darauf zu sprechen kom-
                                                                                men, immer noch Freude bei ihr
                                                                                auslöst.



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