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Geschenke




        haben auch




        Schattenseiten







        Es kommt darauf an, in wel-         Aber auch eine zu enge Her-
        chem Geist geschenkt wird:          zenseinstellung zum Schenken
        Als Bestechungsversuch, als         kann sich negativ auswirken:
        Gewissenserleichterung, als Be-     Möchte ich nur gerade „ange-
        ziehungsersatz, als Gefordertes,    messen“ nach meinen Maßstä-
        als Pflicht, als  Verdientes für    ben schenken, den anderen ja
        irgendeine Leistung, als Dank       nicht „verwöhnen", weil das
        oder aus dem Wunsch, ein Aus-       für‘s Leben untauglich macht,
        druck von Gottes Gnade zu           oder kann ich gerne von Herzen
        sein…                               Ja sagen: Es macht Freude, je-
        Zunächst eine biblische  War-       mand zu „verwöhnen" mit dem,
        nung: "Geschenke nehmt nicht        was ihn freut?
        an!"                                Letztlich übersteigt das, was
        • 2 Mose 23:8 „Du sollst nicht      Gott uns in Jesus Christus
        Geschenke nehmen; denn Ge-          schenkt, alle Maßstäbe von „an-
        schenke  machen die  Sehenden       gemessen“!
        blind und verkehren die Sache       Schenke ich, weil ich überzeugt
        der Gerechten“.                     bin: „Geben ist seliger als Neh-
        • 5 Mose 16:19 „Du sollst das       men" und "Umsonst habt ihr
        Recht nicht beugen und sollst       empfangen, umsonst gebt es
        auch keine Person ansehen noch      weiter"?
        Geschenke  nehmen; denn  die        Der Philosoph Wilhelm Schmid
        Geschenke machen die Weisen         spricht in seinem Büchlein
        blind und verkehren die Sache       „Vom Schenken und Beschenkt-
        der Gerechten“.                     werden“ von Freude- und Frei-
        • Psalm 26:10 „…welche mit          heitsgeschenken, Verlegenheits-
        böser Tücke umgehen und neh-        und Notgeschenken. Alle sagen
        men gern Geschenke“.                etwas über das  Verhältnis von
        • „Sprüche 17:23 „Der Gottlose      Schenkendem und Beschenk-
        nimmt heimlich gern Geschen-        tem aus. Auch das Nehmen sei
        ke, zu beugen den  Weg des          eine Kunst, so der Philosoph.
        Rechts“.                            „Der Schenkende in seiner gro-
        Hinter  dem Schenken  kann          ßen Freude schenkt gern groß-
        also  Bestechung lauern.  Als       zügig. Aber ich muss unbedingt
        Schenker muss ich mich ehr-         daran denken:  Wie kann der
        lich fragen: Soll mein Geschenk     Beschenkte darauf antworten?“
        den anderen manipulieren?           Schenken solle möglichst ein
        Erwarte ich irgendeine Gegen-       Maß haben – auf beiden Seiten:
        leistung? Und ebenso muss der       „Maßvolle Erwartungen tragen
        Beschenkte wachsam sein, ob         zum Gelingen bei.“ (Aus: Vom
        er sich durch Geschenke in eine     Schenken  und  Beschenktwer-
        ungute Abhängigkeit begibt.         den. Insel Verlag. Berlin 2017)



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