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Schenken
ist ein Wesenszug Gottes
Z u Beginn unseres Lebens sind Und genau an diesem Punkt setzen
wir als kleine Kinder abhängig von Geschenke an. Sie sind Umsonst-
der Versorgung durch die Eltern. Erfahrungen, nach denen wir uns
Und für diese Versorgung gibt es alle zutiefst sehnen: Etwas, was ich
keinen anderen Grund als den, dass will, zu bekommen, ohne etwas
es uns einfach gibt. Nur aus diesem dafür leisten zu müssen.
Grund empfangen wir Nahrung, Schenken ist ein Wesenszug Got-
körperliche Zuwendung, Fürsorge, tes und gehört auch zu uns als sei-
etc. Wir haben uns dies alles nicht nen Ebenbildern und ist eine we-
verdient durch irgendeine Leistung sentliche Ausdrucksform unseres
unsererseits, außer der, wie gesagt, Menschseins.
dass es uns gibt. Deshalb wagt der Philosoph Jaques
Diese Zuwendung ist umsonst, Derrida zu sagen: Ich schenke, also
ohne eine Gegenleistung, sie ist ein bin ich.
Geschenk! Gnade! Ohne Leistung Mein Schenken ermöglicht letzt-
angenommen und geliebt zu sein, lich eine Umsonst-Erfahrung als
angenommen zu sein, weil wir ein- Ausdruck der Gnade Gottes.
fach da sind! Überraschende und treffende Ge-
Aber selten gelingt es den Eltern schenke, die nicht gefordert wur-
hundertprozentig, unsere Bedürf- den, können unser Herz tief be-
nisse zu erfüllen. Ein Mangel ent- rühren und uns vergewissern, dass
steht. wir angenommen und geliebt sind.
Hier knüpft unser menschliches Wir sollten uns in unserem Her-
Grundbedürfnis nach dem Gott zen in Bewegung setzen, weg vom
der Gnade an, der diese in Jesus „Schenken als Pflicht“ hin zu
Christus offenbart hat. „großzügig eine Freude bereiten
Am Anfang unseres Lebens und am als Ausdruck der Größe und Güte
Anfang unserer Gottesbeziehung Gottes“ und von „selten“ bis „so
steht die Umsonst-Erfahrung: Wir oft wie möglich schenken“.
brauchen nichts zu leisten und Wir selbst leben tagtäglich vom
müssen es auch nicht, wir sind an- Schenken Gottes.
genommen, weil es uns gibt.
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