Page 11 - Gehaltvoll 8.2
P. 11

Schenken











                                             ist ein Wesenszug Gottes








                                            Z u Beginn unseres Lebens sind      Und genau an diesem Punkt setzen
                                            wir als kleine Kinder abhängig von   Geschenke an. Sie sind Umsonst-
                                            der Versorgung durch die Eltern.    Erfahrungen, nach denen wir uns
                                            Und für diese Versorgung gibt es    alle zutiefst sehnen: Etwas, was ich
                                            keinen anderen Grund als den, dass   will,  zu  bekommen,  ohne  etwas
                                            es uns einfach gibt. Nur aus diesem   dafür leisten zu müssen.
                                            Grund empfangen wir Nahrung,        Schenken ist ein Wesenszug Got-
                                            körperliche Zuwendung, Fürsorge,    tes und gehört auch zu uns als sei-
                                            etc. Wir haben uns dies alles nicht   nen Ebenbildern und ist eine we-
                                            verdient durch irgendeine Leistung   sentliche  Ausdrucksform  unseres
                                            unsererseits, außer der, wie gesagt,   Menschseins.
                                            dass es uns gibt.                   Deshalb wagt der Philosoph Jaques
                                            Diese Zuwendung ist umsonst,        Derrida zu sagen: Ich schenke, also
                                            ohne eine Gegenleistung, sie ist ein   bin ich.
                                            Geschenk! Gnade! Ohne Leistung      Mein Schenken ermöglicht letzt-
                                            angenommen und geliebt zu sein,     lich eine Umsonst-Erfahrung als
                                            angenommen zu sein, weil wir ein-   Ausdruck der Gnade Gottes.
                                            fach da sind!                       Überraschende und treffende Ge-
                                            Aber selten gelingt es den Eltern   schenke, die nicht gefordert wur-
                                            hundertprozentig, unsere Bedürf-    den, können unser Herz tief be-
                                            nisse zu erfüllen. Ein Mangel ent-  rühren und uns vergewissern, dass
                                            steht.                              wir angenommen und geliebt sind.
                                            Hier knüpft unser menschliches      Wir sollten uns in unserem Her-
                                            Grundbedürfnis nach dem Gott        zen in Bewegung setzen, weg vom
                                            der Gnade an, der diese in Jesus    „Schenken als Pflicht“ hin zu
                                            Christus offenbart hat.             „großzügig eine Freude bereiten
                                            Am Anfang unseres Lebens und am     als Ausdruck der Größe und Güte
                                            Anfang unserer Gottesbeziehung      Gottes“ und von „selten“ bis „so
                                            steht die Umsonst-Erfahrung: Wir    oft wie möglich schenken“.
                                            brauchen  nichts  zu  leisten  und   Wir  selbst  leben  tagtäglich  vom
                                            müssen es auch nicht, wir sind an-  Schenken Gottes.
                                            genommen, weil es uns gibt.





                                                                                                                     11
   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16